22.08.2023
„Die Zahl der körperlichen Attacken auf Lehrkräfte ist im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel hochgeschnellt (von 150 Opferfälle 2021 auf 199 im Jahre 2022). Gleichzeitig steigt auch die Zahl der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen im Schulkontext in nur einem Jahr um mehr als 90% an. Eine erschreckende Entwicklung, die wir nicht einfach hinnehmen dürfen. Jede Straftat muss konsequent verfolgt werden und die Opfer die notwendige Unterstützung und Begleitung erhalten“, so Meyer in der Kommentierung der Vorstellung der Kriminalstatistik 2022 durch das Landeskriminalamt (LKA).
Dabei werden nur die polizeilich erfassten Straftaten gezählt, die Anzahl der tatsächlichen Straftaten im schulischen und außerschulischen Bereich dürfte viel höher sein. VBE-Umfragen zur Gewalt gegen Lehrkräfte 2020 und 2021 zeigen, dass insbesondere die psychischen Angriffe wie Bedrohungen, Beleidigungen, Beschimpfungen und „Stalking“ durch Hassmails und Verunglimpfungen in sozialen Netzwerken in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. 61% der Befragten haben das schon in ihrer Schule erlebt.
Meyer weiter: „Viele Opfer zeigen Gewalttaten gar nicht erst an aus Scheu vor dem bürokratischen Aufwand oder aus Scham als Opfer von Angriffen von Eltern oder Schülern betroffen zu sein. Besonders bedrückend ist, dass überwiegend weibliche Lehrkräfte betroffen sind (63% lt.VBE-Umfrage 2020). Auch Berufseinsteiger und pädagogisches Personal werden gerne als Opfer ausgesucht, da sie augenscheinlich sich am wenigsten wehren.“
Für 2023 ist lt. LKA ein weiterer Anstieg der registrierten Körperverletzungen zu erwarten. Diese Tendenz lässt befürchten, dass wir bald wieder den Höchststand an Straftaten von 2019 erreichen oder sogar übertreffen werden.
Es ist höchste Zeit mit effektiven Präventionsprogrammen und verstärkter Schulsozialarbeit den steigenden Gewaltzahlen zu begegnen. Zudem fehlt es an einem besseren Opferschutz und Begleitung von Betroffenen. Bei Gewaltvorkommnissen sind es oft Schulleitungen und andere Lehrkräfte, die Unterstützung anbieten.
Die VBE-Umfrage von 2021 zeigt, dass von der Schulaufsicht oder Kultusministerium selten Hilfe angeboten wird.
Meyer abschließend:“ Grundsätzlich ist jede Form von Gewalt gegen Lehrkräfte völlig inakzeptabel und muss strafrechtlich verfolgt werden. Leider hat sich seit dem ersten Aufschrei der Politik über Gewalt in Schulen vor einigen Jahren kaum etwas geändert. Der VBE mahnt seit Jahren sowohl eine verstärkte Präventionsarbeit als auch eine gezielte Opferbegleitung an. Lehrkräfte dürfen nicht zum Freiwild frustrierter Eltern und Schüler werden. Das Kultusministerium ist als Dienstherr in der Pflicht für einen effektiven Schutz seiner Beschäftigten zu sorgen.“