27.01.2023

VBE-Landesvorsitzender Franz-Josef Meyer zum SWK-Gutachten „Lehrermangel“:

„Klare Absage zu Empfehlungen zur Bekämpfung der Personalnot!“

- VBE: Politikversagen darf nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen werden -

 
 

„Das, was die SWK (Ständige Wissenschaftliche Kommission) der KMK zur Bekämpfung des Lehrermangels* vorschlägt ist nichts weiter als ein Offenbarungseid der Bildungspolitik. Einige Vorschläge erinnern an ein Märchenland der Bildungsromantik“, so Meyer in seiner Bewertung des SWK-Gutachtens.

Die SWK legt längst bekannte Maßnahmen zur Entlastung vor, wie etwa die Unterstützung der Schulen mit Verwaltungsfachkräften. Das sind keine neuen Ideen. Die Belastungen für Lehrkräfte werden dagegen hingenommen, die Entlastungen aber können nicht umgesetzt werden. Statt das Berufsfeld endlich attraktiver zu gestalten, werden die Bedingungen der Beschäftigten verschlechtert.

Meyer weiter: “Besonders kritisch sind die Vorschläge, die in die individuelle Entscheidungsfreiheit der Lehrkräfte eingreifen. Wenn die Hürden, um in Teilzeit arbeiten zu können, deutlich erhöht werden, zeigt sich die absolute Hilflosigkeit der Institutionen. Es gibt genügend Gründe, nicht mit vollem Stundendeputat zu arbeiten.

Werden Lehrkräfte nun dazu gezwungen mehr zu arbeiten, müssen wir damit rechnen, dass wir aufgrund von Überforderung in eine beispiellose Krankheitswelle steuern werden, die den Zustand nur verschlimmern wird.“

Die Ambivalenz in den Empfehlungen ist erstaunlich: Einerseits wird die Rolle der Lehrkraft betont, auf der anderen Seite sollen größere Klassen möglich, die Selbstlernzeiten erhöht und Formen des Hybridunterrichts eingesetzt werden. Wie im Gutachten herausgestellt wird, sind dies sehr anspruchsvolle Lernsettings. Den größten Lehrkräftemangel haben wir in Grundschulen, SEK-I-Schulen und in Schulen in herausfordernden sozialen Lagen. Es ist ein Irrglaube, die Beziehungsebene zur Lehrkraft durch eine Videoleinwand ersetzen zu können. Es ist ebenso ein Irrglaube zu denken, dass Schülerinnen und Schüler ohne Anwesenheit der Lehrkraft brav auf ihren Stühlen sitzen und auf Beschulung warten.

Das ist eine Vorstellung aus dem Märchenland der Bildungsromantik.

Meyer abschließend: „Die Politik muss sich entscheiden: Soll der Lehrkräftemangel ernsthaft angegangen werden? Dann braucht es eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen und eine spürbare Entlastung von Verwaltungsaufgaben.

Oder die Politik setzt weiter auf das Kaschieren ihrer Fehlleistungen, indem die sowieso schon am Limit arbeitenden Kolleginnen und Kollegen jetzt auch noch mehr und länger arbeiten sollen. Das wird den Lehrermangel nicht beheben, sondern wird wie ein Katalysator für eine weitere Verschlechterung der Personaldecke sorgen“.

*Weitere Zum Gutachten des SWK:
https://www.kmk.org/kmk/staendige-wissenschaftliche kommission/veroeffentlichungen.html


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