16.03.2022

VBE-Landesvorsitzender Franz-Josef Meyer zur IFS-Studie zur Lesekompetenz:

„LESEFÄHIGKEIT VON VIERTKLÄSSLERN IN DER PANDEMIE ALARMIEREND GESUNKEN!“

- Massive Lernrückstände von einem halben Schuljahr haben langfristige Folgen -

 
 

„Die Studie zum Stand der Lesekompetenz von Viertklässlern vor und nach einem Jahr Corona-Pandemie durch ein Forscherteam der TU Dortmund* zeigt dramatische Ergebnisse. Diese Schülerinnen und Schülern hinken den Leseleistungen Gleichaltriger vor der Pandemie durchschnittlich ein halbes Jahr hinterher. Diese Rückstände lassen sich auch nicht durch kurzfristige Aufholprogramme ausgleichen – sie werden massive Auswirkungen auf die gesamte Schulzeit und die Abschlüsse haben“, so Meyer in einer ersten Bewertung der Auswirkungen der IFS-Studie.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil der Viertklässler, die gut bis sehr gut lesen können, im Vergleich zum Jahr 2016 um rund sieben Prozent auf 37 Prozent gesunken ist. Der Anteil derjenigen, die Probleme mit dem Lesen und dem Textverständnis haben, nahm dagegen um sechs Prozent auf insgesamt 28 Prozent zu. Der Rückgang des mittleren Kompetenzniveaus betrifft alle untersuchten Schülergruppen. So sind zwar Mädchen im Lesen im Mittel weiterhin stärker als Jungen, allerdings sank das durchschnittliche Leseniveau beider Gruppen.

Meyer weiter: „Da Lesen eine zentrale Kompetenz darstellt, haben diese Ergebnisse auch Auswirkungen auf alle anderen Schulfächer. Die befragten Kinder sind bereits in der fünften Klasse, d.h. auch die weiterführenden Schulen müssen in die Leseförderung einbezogen und systematisch mitgedacht werden.“

Kinder mit schlechten häuslichen Bedingungen zum Lernen gehören erwartungsgemäß stärker zu den Verlierern als Kinder mit guten Rahmenbedingungen. Vergleicht man schließlich die Gruppen der Grundschulkinder mit und ohne Migrationshintergrund, so hat die Lesekompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund besonders stark unter der Pandemie gelitten. Der Rückstand beträgt hier sogar rund 1,5 Lernjahre.
Die aktuelle Schülergeneration in Deutschland zeigt lt. Studie generell eine wesentlich geringere Lesekompetenz als noch vor fünf Jahren – das ist alarmierend. Um diese Lücke zu schließen, kommt es auf umfassende und wirksame Unterstützungs- und Förderangebote an.

Meyer abschließend: „Solange Kitas und Schulen durch die politisch Verantwortlichen nicht so ausgestattet werden, dass sie die ihnen zugewiesenen Aufgaben auch erfüllen können, werden festgestellte Defizite trotz allen Engagements des pädagogischen Personals nicht behoben werden können. Die Entwicklung der Lesekompetenz ist nicht mit der vierten Klasse abgeschlossen. Sie ist eine fächerübergreifende Aufgabe weit über die Grundschule hinaus und gewinnt gerade jetzt durch das langfristige Auffangen pandemiebedingten Rückstände an Bedeutung.“

*https://ifs.ep.tu-dortmund.de/forschung/ifs-schulpanelstudie/


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