25.03.2022

VBE-Landesvorsitzender Franz-Josef Meyer zur aktuellen Flüchtlingssituation:

„DIE BEDÜRFNISSE DER KINDER MÜSSEN IM VORDERGRUND STEHEN!“

– VBE sieht gesamtgesellschaftliche Aufgabe – Schulen und Kitas nicht überfordern –

 
 

„Angesichts der besonderen Herausforderungen, die mit der Aufnahme geflüchteter Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine auf Schulen und Kitas zukommen, müssen wir Integration neu denken. Die in der Flüchtlingswelle 2015/16 entwickelten Verfahren und Strukturen sind nur begrenzt übertragbar auf die jetzige Situation“, so Meyer in seinem Statement*.

Die Anzahl der zu beschulenden Flüchtlingskinder nimmt rasant Fahrt auf, ist zwar aktuell in Niedersachsen mit 2665 noch überschaubar, hat sich aber innerhalb einer Woche verdreifacht. Kultusminister Grant Hendrik Tonne fordert die Schulen auf „pragmatische, flexible und umsetzbare Lösungen zu finden“. In einer Zeit, in der die aktuellen Infektionszahlen mit dem Corona-Virus neue Höchststände bei Schulkindern und Schulpersonal erreichen, kommen also weitere Zusatzbelastungen wie vergrößerte Lerngruppen oder räumliche Engpässe auf unsere Schulen zu. In dieser dramatischen Situation brauchen Schulen und Kitas die gesamtgesellschaftliche Solidarität und Akzeptanz.
Meyer weiter: „Wenn es aufgrund der Aufnahme vieler Flüchtlinge zu Einschränkungen und Konflikten an Schulen und Kitas kommt, dürfen sich die Politiker nicht wegducken, sondern müssen offen und ehrlich sagen, welche Konsequenzen das für den Schulbetrieb hat.

Fakt ist: Die zusätzlich zu beschulenden Kinder und Jugendlichen stoßen auf ein seit Jahren unterfinanziertes Bildungssystem mit einer ausgedünnten Personaldecke und teilweise sanierungsbedürftigen Schulgebäuden.“
Ausgangspunkt der schulischen Angebote müssen gerade in dieser Phase die individuellen Bedürfnisse der geflüchteten Kinder sein. Verlust, Vertreibung und Gewalterfahrungen stellen psychische Belastungen dar, die professioneller Hilfe bedürfen. Eine schnelle Integration in das deutsche Bildungssystem ist da nachrangig. Schulpsychologisches Personal und multiprofessionelle Teams sind gefragt, aber in den Schulen kaum verfügbar. Auch der Einsatz ausgebildeter ukrainischer Lehrkräfte oder Lernangebote nach ukrainischem Rahmenplan müssen in den Blick genommen werden.

Meyer abschließend: „Der Kultusminister kommt geradezu ins Schwärmen, wenn er von den vielen Angeboten spricht, die man den Geflüchteten seitens der Schule machen könnte. In der Realität gibt es dafür aber aktuell weder genügend Personal noch zusätzliches Geld. Es bleibt beim bescheidenden „Machbaren“. Selbst das wird sich angesichts des akuten Lehrermangels nur umsetzen lassen, wenn zusätzliche finanzielle Mittel und zusätzliches pädagogisches Personal – auch aus der Ukraine – unbürokratisch und zeitnah den Schulen zur Verfügung steht. Die schnelle Umsetzung von praxistauglichen Lösungen vor Ort, wie vom Minister angekündigt, darf kein leeres Versprechen bleiben. Das wäre tatsächlich etwas „Wünschenswertes“.“ 

 * s. dazu auch die Position des VBE Bundesverbandes unter www.vbe.de

Presse als pdf

© Verband Bildung und Erziehung | Landesverband Niedersachsen | Raffaelstraße 4 | 30177 Hannover

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Mehr InformationenJa, ich stimme zu