06.08.2018

VBE-Vorsitzender Franz-Josef Meyer zum Schulstart 2018/19:

NIEDERSACHSEN HEUTE: REICHES LAND - ARME GRUNDSCHULEN

- Mangelhafte Unterstützung trägt zur frühen Spaltung in den Bildungslaufbahnen bei -

 
 

„Mit dem zwanghaften Versuch der von SPD und CDU geführten Landesregierung eine sogenannte 100-prozentige Unterrichtsversorgung der Öffentlichkeit zum Schuljahresbeginn 2018/19 zu suggerieren, ist Kultusminister Jan Hendrik Tonne und sein Haus bei den niedersächsischen Grundschulen wiederum kläglich gescheitert. Mit dem vorhandenen Personal, den Neueinstellungen, Seiten-und Quereinsteigern sowie den scheibchenweisen Abordnungen aus Gymnasien - auch über den "Umweg" Oberschulen - können diese ihren schulgesetzlichen Unterrichtsauftrag qualitativ nicht erfüllen.
Vor allem aus vielen Schulen in ländlichen Räumen melden Grundschulleitungen besorgniserregenden Unterrichtsmangel. Gerade die kleinen Grundschulen, die seit Jahren von der Landes-und Kommunalpolitik vehement verteidigt wurden, sind von dieser Entwicklung besonders betroffen “.
Mit diesen Bewertungen nimmt VBE-Vorsitzender Franz-Josef Meyer zur aktuellen Lage vor Unterrichtsbeginn am Donnerstag, den 9.August 2018 Stellung.
Meyer weiter:“ Nicht nur die für den Start einer erfolgreichen schulischen Bildungslaufbahn wichtige Qualität, Kontinuität und Verlässlichkeit im Lehrereinsatz bleibt auf der Strecke, sondern durch Kürzungen bzw. Streichungen der Zusatzbedarfe für Förderstunden und Sprachlernklassen wird die Heterogenität der GrundschülerInnen ausgeblendet. Davon sind neben den inklusiv zu beschulenden Kindern besonders die 30 Prozent Schülerinnen und Schüler aus der Zuwanderungsgesellschaft mit zum Teil großen Defiziten in der Kenntnis der deutschen Sprache und Kinder aus prekären Verhältnissen betroffen.
Diese Defizite wirken sich aber auch auf das gesamte Niveau des öffentlichen Bildungsauftrags der Grundschule (Art.7GG) aus, auf das alle Erziehungsberechtigten (Schulpflicht) einen grundgesetzlich verankerten Rechtsanspruch haben“.
Der VBE fordert in dieser anhaltenden Krisensituation ein Sofortprogramm des Kultusministers unter Einbeziehung der zuständigen Schulbezirkspersonalräte (SBPR), des Schulhauptpersonalrates (SHPR) und der mitverantwortlichen Lehrerorganisationen. Die zur Zeit angewendete Praxis der auf ein halbes Jahr befristeten Abordnungen, die eine Beteiligung der SBPR rechtlich aushebeln und zu den unsäglichen Salami-Abordnungen führen, sind weder für die Bildungslaufbahn der GrundschülerInnen noch für die betroffenen Lehrkräfte zumutbar.
Hier müssen Freiwilligkeit, größerer Stundenumfang und Anreize für Abordnungen von mindestens einem Schuljahr das Ziel sein. Davon profitieren letztendlich alle weiterführenden Schulen – insbesondere auch die Gymnasien mit einer Übertrittquote aus den Grundschulen von fast 44% in Niedersachsen.
Angesichts des auch von der KMK festgestellten Schüleranstiegs in der Primarstufe und des geringen Lehramtsstudiennachwuchses außerhalb des gymnasialen Lehramtes fordert der VBE umgehende haushaltspolitische Maßnahmen des Landtags und der Landesregierung - statt peinlicher Vorschläge aus dem MK wie etwa die Verbesserung des digitalen Auftritts zur Lehrergewinnung. Diese Maßnahmen müssen wie in anderen Bundesländern zu einer qualifizierten Lehrergewinnung durch attraktive Arbeitsbedingungen und angemessene lehramtsunabhängige Besoldung und Vergütung (mindestensA13/EG13) führen.
Der VBE begrüßt dazu die jüngst von dem bildungspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Björn Försterling erhobenen Forderung “einer besseren Vergütung des Lehrerberufs und einer Heraufsetzung der Altersermäßigung“ (FDP 03.08.2018) um einerseits für Bewerber auch aus anderen Bundesländern attraktiver zu werden und andererseits den vorzeitigen Ruhestand (z.Z. 9 von 10 Lehrkräften) zu minimieren.

© Verband Bildung und Erziehung | Landesverband Niedersachsen | Raffaelstraße 4 | 30177 Hannover

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