14.05.2012

VBE-Landesvorsitzende Gitta Franke-Zöllmer zur „Ausbildungsfähigkeit“:

"Das Gejammer muss einem
zielführenden Handeln weichen!"

Nicht Schwächen beklagen, sondern Fähigkeiten fördern

 
 

„Die in der letzten Woche von der DIHK veröffentliche Ausbildungsumfrage beklagt gebetsmühlenartig aufs Neue die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabsolventen. Das täuscht leichtfertig über die fehlende Bereitschaft zu einer grundlegenden Diskussion über die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Lehrstellenbesetzung und im Endeffekt auch auf den Fachkräftemangel hin.“ So die Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Gitta Franke-Zöllmer als Reaktion gegenüber der Presse in Hannover.

„Wer heute immer noch über fehlende Ausbildungsreife klagt, statt für die Zukunft zielführende Anreize zu schaffen und auch strukturelle Anpassungen mitzutragen, hat den Ernst der Lage nicht erfasst und ist nicht bereit, Verantwortung für die Nachwuchsgewinnung zu übernehmen,“ so die Landesvorsitzende: „Die 350.000 jungen Menschen, die sich immer noch in Warteschleifen verschiedener Übergangssysteme befinden, sprechen Bände.“ Ausbildungsreife sei weder ein klar definiertes Bündel von Kompetenzen und Fähigkeiten noch eine notwendige Voraussetzung für einen erfolgreichen Übergang in eine Ausbildung.

Bei den  Auswahltests und Vorstellungsgesprächen stünden nach neuesten Untersuchungen überwiegend nicht allein die schulischen Leistungen bzw. Fachzensuren im Vordergrund, sondern die so genannten soft skills wie Arbeits- und Sozialverhalten. Diese „Kopfnoten“  beinhalteten unter anderem Leistungsbereitschaft, Mitarbeit, Kooperationsfähigkeit, Selbstständigkeit, Ausdauer, Verlässlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit, beim Sozialverhalten insbesondere Reflexions- und Konfliktfähigkeit, Regelbewusstsein und Hilfsbereitschaft.

Und weiter: „Zu der Bedeutung dieser „Basiskompetenzen“ kommt das bisher wenig beachtete Problem des Underachievements. Damit wird die Erscheinung umschrieben, nach der etwa ein Viertel aller Haupt- und auch Realschüler auf Grund ihres tatsächlichen Lernpotenzials und ihrer kognitiven Voraussetzungen die nächst höhere Schulform besuchen könnte. Die Ursache liegt in der zu frühen endgültigen Zuweisung zu einer bestimmten Schulform bzw. Abschlusslaufbahn. Eine gravierende Rolle spielt dabei immer noch die soziale Herkunft.“

Franke-Zöllmer fasste zusammen: „Angesichts dieser Fakten wäre eine umfassende Diagnostik zur Umsetzung von Lernpotenzialen in Schulerfolg und Kompetenzerwerb erforderlich. Ebenso nützlich und zielführend sind erwiesenermaßen langfristige betriebliche Anbindungen in  - auch regionalen – Projekten. Letztlich sollen ja nicht  Defizite und Schwächen, sondern individuelle Fähigkeiten erkannt und gefördert werden. Auch muss über die Höhe von Ausbildungsvergütungen nachgedacht werden, um zusätzliche motivierende Anreize zu schaffen. Ein Dreh- und Angelpunkt ist nach wie vor die fehlende politische Bereitschaft, die bisherigen Ganztagsbetreuungen zu tatsächlichen „gebundenen“ Ganztagsschulen weiter zu entwickeln, um soziale Disparitäten nachhaltig auszugleichen.“

© Verband Bildung und Erziehung | Landesverband Niedersachsen | Raffaelstraße 4 | 30177 Hannover

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